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Das goldene Zeitalter der Consultingbranche

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People sitting at desk

von Antonia Lucke und Mario Bini

Wenn man als Personalberater einen Unternehmensberater nach einem Wechsel innerhalb ihrer Branche fragt, so erhält man oft die klare Aussage, dass ausschließlich Wechsel raus aus der Beratung gewünscht sind. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig: verminderte Reisetätigkeit, ein geregelter Arbeitsalltag, keine Projektarbeit – eine evidente Aussage, aber kann Projektarbeit und ein weniger klar geregelter Arbeitsalltag nicht auch Flexibilität, freiere Zeiteinteilung und steilere Karrierewege bedeuten?

Die Beratungsbranche jedenfalls boomt und kann nun bereits zum siebten Mal in Folge einen Umsatzanstieg für sich verbuchen. Allein im Jahr 2015 ist der Umsatz um sieben Prozent auf über 27 Milliarden Euro gestiegen (BDU, „Facts & Figures zum Beratermarkt 2015/2016“). Und es soll weitergehen – der BDU, Bundesverband Deutscher Unternehmensberater, prognostiziert auch für 2016 einen weiteren Anstieg um 7,5 Prozent. Insbesondere in der Beratung von Banken und Versicherungen zeichnet sich das Wachstum bei fast sieben Prozent besonders positiv ab. Aber warum ist der Bedarf an Beratern gerade in diesem Segment so hoch?

Banken stehen aktuell vor einer der größten Transformationen ihrer Zeit. Die Branche steht noch immer unter dem fortwährenden Regulierungsdruck, die Niedrigzinsphase wird tendenziell weiterhin andauern und nun rollt auch noch die Welle der digitalen Transformation durch die Bankenbranche. Der Finanzdienstleistungsmarkt hält momentan viele Herausforderungen und Überraschungen bereit. Und wer ist dafür besser gewappnet als die Financial Services-Berater, die sich Tag ein, Tag aus mit den aktuellen Entwicklungen in dem Markt auseinandersetzen?

Das Tätigkeitsfeld des Beraters ist so vielfältig und breit gefächert wie die Herausforderungen, die der Finanzdienstleistungsmarkt zu bieten hat. Die Berater nehmen aktiv an den aktuellen Herausforderungen in der Bankenbranche teil und begleiten und gestalten auf diesem Weg die Transformation im Financial Services Bereich mit und profitieren schließlich in hohem Maße von den Strukturumbrüchen in der Finanzindustrie. Die Tätigkeit des Consultants gewährleistet einen so vielfältigen Blickwinkel auf die Entwicklungen der Branche wie dies kaum ein anderer Beruf bieten kann. Die Sicht aus der Vogelperspektive bringt sie in die exklusive Lage, Einblicke in viele Häuser zu gewinnen, sie arbeiten in einem Team und treffen immer auf neue Menschen und Charaktere. Sie bauen sich so in kürzester Zeit ihr Netzwerk auf. In welchem anderen Beruf sind die eigene Karriereentwicklung sowie der Erfolg derart autonom steuerbar wie in der Beraterbranche?

So bietet der Berateralltag eine hohe Abwechslung mit ausreichend Flexibilität und vor allem einer steilen Lernkurve, was gerade für die neue Generation, die von Work-Life-Balance, Globalisierung und Digitalisierung geprägt ist, eine interessante Entfaltungsmöglichkeit bietet.

Diese drei Trends werden unser Berufsbild auf lange Sicht ändern. Das neue Stichwort heißt „agile Arbeitswelt“. Agil – das bedeutet flexibel und dynamisch auf Rahmenbedingungen zu reagieren. Charakteristika, die dem Berater nicht unbekannt sind.

Agil – das bedeutet aber auch Mitbestimmung, Gestaltungsfreiheit und individuelle Karrieremöglichkeiten. Themen, die Unternehmensberatungen durch attraktive Incentivierung aufgreifen, indem sie flexible Arbeitszeitmodelle mit Homeoffice anbieten, freie Standortwahl sowie Sabbaticals und Secondments.

Unsere Ansprüche an Arbeit ändern sich. Angetrieben von der Digitalisierung und Mobilität wollen wir immer mehr zeit- und ortsunabhängig sein und mehr Beweglichkeit in die Old Economy bringen. Dieser Trend hat Folgen für die Unternehmens- und Managementkultur. Ein Trend, der allerdings schon jetzt zum Großteil dem Modell der Beratungshäuser entspricht.

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