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Interview mit Tim Zühlke

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eFinancialCareers sprach mit Tim Zühlke, 41, Gründungspartner von Indigo Headhunters, über die möglichen Konsequenzen einer Fusion zwischen Commerzbank und Dresdner Bank.

Laut Handelsblatt steht eine Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank unmittelbar bevor. Was bedeutet das für die Mitarbeiter?

Da beide Häuser ähnlich aufgestellt sind, gibt es auf der Verwaltungsseite viele Synergien. Die Mitarbeiter in den Middle- und Back-Office-Bereichen müssen sich Gedanken machen, ob sie ihren Arbeitsplatz behalten werden.

Über den Daumen gepeilt: Wie viele Jobs stehen auf dem Spiel?

Im Großraum Frankfurt könnten bis zu einem Drittel der Stellen in den angesprochenen Bereichen wegfallen. Andererseits sollte man nicht vergessen, dass Fusionen in Deutschland deutlich sozialer gemanagt werden als im Ausland. Ein Familienvater mit drei Kindern wird die soziale Härte nicht sofort zu spüren bekommen. Außerdem könnte sich der Prozess wegen einer möglichen Prüfung des Kartellamts in die Länge ziehen.

Auch bei den Filialnetzen gibt es Überschneidungen. Wie viele Stellen könnten da wegfallen?

Es gibt zwar an vielen Orten Überschneidungen, aber es wird nach einer Fusion noch längere Zeit dauern, bis über Standortschließungen entschieden wird. Außerdem hat die Commerzbank ja gerade erst angekündigt, an ausgewählten Standorten wie in Hamburg sogar noch zu expandieren.

Und wie sieht es im Investmentbanking aus? Dieser Bereich hat der Dresdner Bank schließlich das Genick gebrochen!

Beide Banken bieten das klassische Investmentbanking an, sind also sowohl im Kapitalmarktgeschäft mit Eigen- und Fremdkapital unterwegs und bieten neben der Fusionsberatung auch das Finanzierungsgeschäft mit kreditfinanzierten Übernahmen an. Ich gehe davon aus, dass vor allem London die Fusion spüren wird.

Warum das?

London ist die Keimzelle der Probleme bei Dresdner Kleinwort. Seit der Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz gab es viele Wechsel im Management der Investmentbank und eine klare Strategie wurde nie definiert. Da in London schätzungsweise sechs- bis siebenmal so viele Investmentbanker bei Dresdner Kleinwort sitzen wie in Frankfurt, rechne ich dort mit den schärfsten Einschnitten. In Deutschland beschäftigt Dresdner Kleinwort im Frontoffice ohnehin nur rund 400 Mitarbeiter.

Die Investmentbanker der Commerzbank haben also nichts zu befürchten?

So weit würde ich nicht gehen. Das Investmentbanking der Dresdner Bank hat zwar in den vergangenen Jahren alles andere als befriedigende Ergebnisse geliefert, und es wäre eine große Überraschung, wenn das Geschäft in dieser Dimension erhalten bliebe. Trotzdem, die fusionierte Bank würde versuchen, die besten Leute zu halten. Darunter sind sicherlich auch Banker von Dresdner Kleinwort.

Und was sollen Investmentbanker machen, die im Zuge der Fusion ihren Arbeitsplatz verlieren werden?

So banal es klingt, aber viele Menschen gehen aus einer solchen Krise gestärkt hervor und nutzen eine solche Phase um sich beruflich neu zu orientieren. Und für Kandidaten mit dem richtigen „Skill-Set“ sind trotz Finanzkrise Senior-Positionen zu haben.

 

Redaktion

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